07.03.2012


Bon anniversaire

Heute ist mein dritter Tag in Paris und meine beste Freundin Anita aus London folgt meinem Ruf und besucht mich, da wir zusammen ihren Geburtstag feiern möchten. Anita und ich kennen uns schon sehr lange und gemeinsam haben wir schon die halbe Welt bereist, haben ein Abenteuer nach dem anderen erlebt und zusammen das Leben in vollen Zügen genossen. Ich freue mich sehr, dass sie kommt und gleich so viele hübsche Freundinnen mitbringt - Linda aus London, Chrisse aus Frankfurt und Anna, die bereits in Paris lebt, zudem kommen meine Schwester und ihre Freundin Olga aus Köln. Ich versammle mein Harem um mich und zusammen machen wir Paris unsicher.

Es gibt nur ein Geburtstagsgeschenk, das wohl jede Frau auf dieser Welt glücklich macht – eine Shopping Tour durch Paris. Die Ladies scheinen von jedem Schuhladen im Marais besessen zu sein und ich versuche tapfer durch zu halten, trage brav die vollen Einkaufstüten und nicke freundlich bei jedem Schuh. Ein Besuch im Schuhladen ist wie ein Drama in fünf Akten. Zuerst betreten wir die Bühne und schauen uns um, denn schließlich ist alles neu und keiner dieser Schuhe haben wir in den vorherigen zwanzig Schuhläden gesehen. Dann entdeckt die Protagonistin ein Paar Stiefel, in die sie sich unsterblich verliebt. Immer wieder liebäugelt sie mit dem Paar, betrachtet sie aus allen Perspektiven, streichelt und beschnuppert sie. Schließlich folgt der Höhepunkt: die Anprobe. Voller Vorfreude schauen alle Freundinnen zu und fragen sich, wie die Stiefel wohl am Fuß aussehen wird, zu welchem Outfit sie passen oder ob wir nicht gleich ein neues Kleid dazukaufen sollten. Dann kommt der große Schock. Die Protagonistin entdeckt den Preis. Er ist unbezahlbar. Schließlich folgt eine sehr lange Diskussion über den Sinn des Lebens und ob ein teures Paar Stiefel nicht dazugehört, denn man gönnt sich ja sonst nichts im Leben und wer weiß, ob in den nächsten zwanzig Läden überhaupt etwas annäherungsweise Schönes dabei ist. Das Drama endet mit Tränen, denn man besinnt sich wieder, das Paar wird zurückgestellt und die Bühne verlassen, aber der nächste Schuhladen ist, was für ein Zufall, eine Bühne weiter ;)

Nach soviel Kultur gönnen wir uns zunächst die besten Macarons in der Stadt und fahren zur Galaries Lafayette, wo Pierre Hermé diese köstliche Spezialität anbietet. Von CHOCOLAT PORCELANA bis CRÈME BRÛLÉE über INFINIMENT CARAMEL, alle Sorten entzünden ein Feuerwerk in unserem Mund und jeder will einfach nur mehr. Doch alles in Paris ist petit, petit...

Abends besuchen wir ein Konzert von SOKO, einer französischen Sängerin, die auf Englisch singt und deren Lieder von Mord und Totschlag handeln. Sie singt Lieder wie „We Might Be Dead By Tomorrow“, „Destruction Of The Disgusting Ugly Hate“ und „Why Don't You Eat Me Now You Can“. Ihre Lieder sind melancholisch und tiefgründig, letztlich wir bekommen das Gefühl, dass SOKO Probleme mit Männern hat und sie definitiv depressiv ist. Hört euch das letzte Lied doch mal an ;)



Den krönenden Abschluss des Tages feiern wir mit einem Diner im Restaurant „Chez Janou“, einem wirklich gutem Franzosen im Marais – wo wir wieder bei den Schuhen wären. Ich hoffe Anita, du hattest einen schönen Geburtstag hier in Paris!

Dein Japo