Bon
anniversaire
Heute
ist mein dritter Tag in Paris und meine beste Freundin Anita aus
London folgt meinem Ruf und besucht mich, da wir zusammen ihren
Geburtstag feiern möchten. Anita und ich kennen uns schon sehr lange
und gemeinsam haben wir schon die halbe Welt bereist, haben ein
Abenteuer nach dem anderen erlebt und zusammen das Leben in vollen
Zügen genossen. Ich freue mich sehr, dass sie kommt und gleich so
viele hübsche Freundinnen mitbringt - Linda aus London, Chrisse aus
Frankfurt und Anna, die bereits in Paris lebt, zudem kommen meine
Schwester und ihre Freundin Olga aus Köln. Ich versammle mein Harem
um mich und zusammen machen wir Paris unsicher.
Es
gibt nur ein Geburtstagsgeschenk, das wohl jede Frau auf dieser Welt
glücklich macht – eine Shopping Tour durch Paris. Die Ladies
scheinen von jedem Schuhladen im Marais besessen zu sein und ich
versuche tapfer durch zu halten, trage brav die vollen Einkaufstüten
und nicke freundlich bei jedem Schuh. Ein Besuch im Schuhladen ist
wie ein Drama in fünf Akten. Zuerst betreten wir die Bühne und
schauen uns um, denn schließlich ist alles neu und keiner dieser
Schuhe haben wir in den vorherigen zwanzig Schuhläden gesehen. Dann
entdeckt die Protagonistin ein Paar Stiefel, in die sie sich
unsterblich verliebt. Immer wieder liebäugelt sie mit dem Paar,
betrachtet sie aus allen Perspektiven, streichelt und beschnuppert
sie. Schließlich folgt der Höhepunkt: die Anprobe. Voller Vorfreude
schauen alle Freundinnen zu und fragen sich, wie die Stiefel wohl am
Fuß aussehen wird, zu welchem Outfit sie passen oder ob wir nicht
gleich ein neues Kleid dazukaufen sollten. Dann kommt der große
Schock. Die Protagonistin entdeckt den Preis. Er ist unbezahlbar.
Schließlich folgt eine sehr lange Diskussion über den Sinn des
Lebens und ob ein teures Paar Stiefel nicht dazugehört, denn man
gönnt sich ja sonst nichts im Leben und wer weiß, ob in den
nächsten zwanzig Läden überhaupt etwas annäherungsweise Schönes
dabei ist. Das Drama endet mit Tränen, denn man besinnt sich wieder,
das Paar wird zurückgestellt und die Bühne verlassen, aber der
nächste Schuhladen ist, was für ein Zufall, eine Bühne weiter ;)
Nach
soviel Kultur gönnen wir uns zunächst die besten Macarons in der
Stadt und fahren zur Galaries Lafayette, wo Pierre Hermé diese
köstliche Spezialität anbietet. Von CHOCOLAT PORCELANA bis CRÈME
BRÛLÉE über INFINIMENT CARAMEL, alle Sorten entzünden ein
Feuerwerk in unserem Mund und jeder will einfach nur mehr. Doch alles
in Paris ist petit, petit...
Abends
besuchen wir ein Konzert von SOKO, einer französischen Sängerin,
die auf Englisch singt und deren Lieder von Mord und Totschlag
handeln. Sie singt Lieder wie „We Might Be Dead By Tomorrow“,
„Destruction Of The Disgusting Ugly Hate“ und „Why Don't You
Eat Me Now You Can“. Ihre Lieder sind melancholisch und tiefgründig, letztlich wir bekommen das Gefühl, dass SOKO Probleme mit Männern hat
und sie definitiv depressiv ist. Hört euch das letzte Lied doch mal
an ;)
Dein
Japo