25.03.2012


Aux 3 éléphants

Einer der Gründe warum ich Frankreich liebe ist ihre Essenskultur. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich gerne und gut esse und jeder der Paris kennt, weiss, dass die Pariser noch viel mehr Wert darauf legen. Wenn ich hier durch die Boulevards laufe, fühle ich mich wie ein kleiner Junge im Schlaraffenland, der nicht genug von Köstlichkeiten kriegen kann, die überall in den Schaufenstern angeboten werden. Seitdem das Wetter so schön ist, bemerke ich erst richtig wie die Stadt aufblüht, denn egal wohin ich hinschaue ist jedes Restaurant, jede Brasserie und jedes Bistro bis auf den letzten Tisch mit Parisern besetzt. 
Die Pariser verlängern ihre Mittagspause schon mal gerne auf eineinhalb Stunden, damit das Déjeuner auch richtig genossen werden kann und der Café danach nicht zu kurz kommt, gerne gönnt man sich auch schon ein Glas Wein und abends werden gleich mehrere Stunden für das Drei-Gänge-Menü eingeplant. 














Wie der Zufall es will besitzt mein Onkel eines, den Kritikern zufolge, der besten thailändischen Restaurants in Paris. Es befindet sich auf der rue Tiquetonne, einer kleinen Strasse im Montorgeuil-Viertel, das für seine Restaurants und Bars bekannt ist. Von aussen ist es ziemlich unscheinbar und eigentlich vermutet man kaum, was für eine gute Küche sich hinter dieser doch recht schlichten Fassade versteckt. Es ist wie jedes Restaurant in Paris klein. Wenn man es betritt, wird man sofort von der lebhaften Atmosphäre gefangen, denn hier reiht sich ein Tisch an den anderen, man sitzt schon fast auf den Schoss des anderen und die Gespräche des Nachbars werden oft zur Attraktion des Lokals. Nicht selten stehen die Tische so eng bei einander, dass man erst eins aus der Reihe rausziehen muss, um sich hinsetzen zu können, aber daran sind die Pariser gewöhnt und das macht den Charme vieler Restaurants erst richtig aus.


Normalerweise gehe ich selten asiatisch essen, denn bei Mutti schmeckt es doch immer noch am besten, aber bei meinem Onkel bekommt man wirklich authentisches, thailändisches Essen, das mit frischen Zutaten und viel Liebe zubereitet wird. Meine Lieblingsvorspeise ist die Meeresfrüchtesuppe mit Zitronengras, weil sie die einzige Suppe ist, die ich kenne, in der wirklich Meeresfrüchte drin sind und davon nicht zu wenig. Beim Löffeln entdeckt man Garnelen, Jakobsmuscheln, Miesmuscheln, Krabbenscheren und Tintenfische; die Suppe ist pikant gewürzt und durch die vielen Kräuter und Gewürze bekommt sie zusätzlich einen frischen,aromatischen Geschmack. Jedes mal, wenn ich diese Suppe verzehre, fühle ich mich
wie am Strand von Koh Phi Phi.

Bei den Hauptspeisen kann ich mich nie so richtig entscheiden, denn am liebsten würde ich sie alle immer essen wollen, aber dann schaut man mich an, als ob ich ein Monster wäre, dabei komme ich doch nur aus Deutschland, wo die Portionen etwas üppiger ausfallen. Ich habe die Wahl zwischen Ente in rotem Curry mit Ananas, karamellisiertem Hühnchen mit frischem Ingwer, im Bananenblatt gedämpften Lachs oder dem scharfen Papayasalat. Warum muss man sich im Leben immer für eine Sache entscheiden? Ich nehme heute den Lachs, die anderen Gerichte werde ich dann morgen ausprobieren ;) Eine Sache darf man auf keinen Fall auslassen, wenn man bei meinem Onkel isst: Mangue aux riz gluantes. Eine frische Mango, so weich wie Butter und so aromatisch, wie man es sich nicht vorstellen kann, gebettet auf süssem Klebreis und serviert mit einer leckeren Kokosmilchsauce. Nach diesem Desert kann man zufrieden ins Bett gehen, obwohl ich auch gerne danach noch feiern gehe.

Ich befürchte, wenn ich die nächsten sechs Monate so weiter mache, werde ich wie eine runde Kugel nach Köln zurück rollen können. Aber dafür lebe ich wie ein Gott in Frankreich.






14.03.2012



Haben Sie noch einen Platz auf der Terrasse?


Mittwoch, 14.03.2012, 10.21h. Der Frühling macht sich in Paris bemerkbar. Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Lieblingsbäcker PAUL, um mir ein Pain au Chocolat zu gönnen, als mir eine junge Dame im knielangen Sommerkleid entgegenkommt. Ich bleibe stehen und schaue sie bewundernd an, fasziniert von der Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die sie ausstrahlt. Sie erwidert meinen Blick, zwinkert mir zu und schenkt mir ein Lächeln. Wie könnte der Tag besser beginnen? Ich passiere die Apotheke und kann der Anzeigentafel des Thermometers nicht trauen: 18,4°C. Die Sonne scheint vom blauen Himmel, keine einzige Wolke weit und breit und es weht eine lauwarme Brise durch die Boulevards. Ich bin endlich in dem Paris angekommen, in dem ich immer sein wollte.

Die Pariser sind ja bekannte Sonnenanbeter. Bei dem ersten Sonnenstrahl im Frühling schwärmen sie aus und besetzen alle Cafés, jeden Park und jede Bank. Sie lieben es stundenlang draußen zu sitzen, ihren Café zu trinken und den Passanten zuzuschauen und das nicht nur im Sommer. Wenn es im Winter schneit, wird die Terrasse geheizt; falls es regnet, werden die Markisen rausgefahren und wenn die Sonne droht einem das Gesicht zu verbrennen, werden die Gäste mit feinen Wassertröpfchen besprüht, damit die Pariser das Höchste Gut ihres Landes genießen Können : la Liberté – die Freiheit.
Ich versuche es den Parisern gleich zu tun und lasse meine Jacke heute zu hause, kremple meine Hose hoch und setze mir meine Sonnenbrille auf.

Nach zwei Wochen Muße tun, beginnt nun der ernst des Lebens. Ich schreibe mich heute bei der Universität ein. Die medizinische Fakultät der Universität Paris Diderot befindet sich ganz im Norden von Paris, gleich neben dem Krankenhaus BICHAT, an der Metrostation St. Ouen. Das Viertel ist nicht wirklich schön und die Glanzjahre des Universitätsgebäude scheinen auch schon etwas länger her zu sein. Die Gänge im Gebäude sind endlos lang und verwinkelt, zudem hat mich mein Orientierungssinn in Stich gelassen und ich verirre mich in diesem Labyrinth. 
Plötzlich klopft mir jemand an die Schulter, ich drehe mich um und vor mir steht ein junger Franzose. „Are you looking for the Fuck?“, fragt er mich. Ich glaube mich verhört zu haben, da die Franzosen bekannt für ihr verunglimpftes Englisch sind und bitte ihn die Frage nochmal zu wiederholen. „You look for the Fuck, wright?“, sagt er ganz lässig. Ich schaue ihn verdutzt an. Habe ich heute was komisches an? Oder soll das die schlechteste Anmache sein, die ich jemals gehört habe. „Non merci“, antworte ich und drehe mich um. „But if you want to go to the Faculty, it is this direction!“ Ich merke wie mein Kopf rot anläuft und in Gedanken versinke ich gerade im Boden. Er spricht von der Fakultät – la Fac im Französischen abgekürzt. Ich drehe mich wieder um, schmunzle und bedanke mich für seine Hilfe. Er heißt Matthieu und studiert Medizin im vierten Semester. Matthieu führt mich durch die Uni, zeigt mir die Vorsäale, die Mensa, die Bibliothek, er erklärt mir die Medizinerausbildung in Frankreich und führt mich schließlich zu Mme Theurier, die sich um mich kümmern wird.
Ich bedanke mich bei Matthieu und lade ihn auf ein Café ein. Wir gehen gegenüber zur Brasserie und Matthieu fragt den Kellner typisch parisisch: „Avez-vous une place sur la terrasse?“

07.03.2012


Bon anniversaire

Heute ist mein dritter Tag in Paris und meine beste Freundin Anita aus London folgt meinem Ruf und besucht mich, da wir zusammen ihren Geburtstag feiern möchten. Anita und ich kennen uns schon sehr lange und gemeinsam haben wir schon die halbe Welt bereist, haben ein Abenteuer nach dem anderen erlebt und zusammen das Leben in vollen Zügen genossen. Ich freue mich sehr, dass sie kommt und gleich so viele hübsche Freundinnen mitbringt - Linda aus London, Chrisse aus Frankfurt und Anna, die bereits in Paris lebt, zudem kommen meine Schwester und ihre Freundin Olga aus Köln. Ich versammle mein Harem um mich und zusammen machen wir Paris unsicher.

Es gibt nur ein Geburtstagsgeschenk, das wohl jede Frau auf dieser Welt glücklich macht – eine Shopping Tour durch Paris. Die Ladies scheinen von jedem Schuhladen im Marais besessen zu sein und ich versuche tapfer durch zu halten, trage brav die vollen Einkaufstüten und nicke freundlich bei jedem Schuh. Ein Besuch im Schuhladen ist wie ein Drama in fünf Akten. Zuerst betreten wir die Bühne und schauen uns um, denn schließlich ist alles neu und keiner dieser Schuhe haben wir in den vorherigen zwanzig Schuhläden gesehen. Dann entdeckt die Protagonistin ein Paar Stiefel, in die sie sich unsterblich verliebt. Immer wieder liebäugelt sie mit dem Paar, betrachtet sie aus allen Perspektiven, streichelt und beschnuppert sie. Schließlich folgt der Höhepunkt: die Anprobe. Voller Vorfreude schauen alle Freundinnen zu und fragen sich, wie die Stiefel wohl am Fuß aussehen wird, zu welchem Outfit sie passen oder ob wir nicht gleich ein neues Kleid dazukaufen sollten. Dann kommt der große Schock. Die Protagonistin entdeckt den Preis. Er ist unbezahlbar. Schließlich folgt eine sehr lange Diskussion über den Sinn des Lebens und ob ein teures Paar Stiefel nicht dazugehört, denn man gönnt sich ja sonst nichts im Leben und wer weiß, ob in den nächsten zwanzig Läden überhaupt etwas annäherungsweise Schönes dabei ist. Das Drama endet mit Tränen, denn man besinnt sich wieder, das Paar wird zurückgestellt und die Bühne verlassen, aber der nächste Schuhladen ist, was für ein Zufall, eine Bühne weiter ;)

Nach soviel Kultur gönnen wir uns zunächst die besten Macarons in der Stadt und fahren zur Galaries Lafayette, wo Pierre Hermé diese köstliche Spezialität anbietet. Von CHOCOLAT PORCELANA bis CRÈME BRÛLÉE über INFINIMENT CARAMEL, alle Sorten entzünden ein Feuerwerk in unserem Mund und jeder will einfach nur mehr. Doch alles in Paris ist petit, petit...

Abends besuchen wir ein Konzert von SOKO, einer französischen Sängerin, die auf Englisch singt und deren Lieder von Mord und Totschlag handeln. Sie singt Lieder wie „We Might Be Dead By Tomorrow“, „Destruction Of The Disgusting Ugly Hate“ und „Why Don't You Eat Me Now You Can“. Ihre Lieder sind melancholisch und tiefgründig, letztlich wir bekommen das Gefühl, dass SOKO Probleme mit Männern hat und sie definitiv depressiv ist. Hört euch das letzte Lied doch mal an ;)



Den krönenden Abschluss des Tages feiern wir mit einem Diner im Restaurant „Chez Janou“, einem wirklich gutem Franzosen im Marais – wo wir wieder bei den Schuhen wären. Ich hoffe Anita, du hattest einen schönen Geburtstag hier in Paris!

Dein Japo

03.03.2012


Du kennst Anna nicht?

Wie könnte man seinen ersten Tag in Paris besser verbringen als mit einem Besuch auf der Fashion Week? Meine Schwester, die als Designerin bei BALMAIN, einer der teuersten und luxuriösesten Modehäuser in Paris, bekannt für seine Rock Chic Kollektionen, arbeitet, hat mir eine begehrte Karte für die Show besorgt, zu der eigentlich nur die High Society der Modeindustrie eingeladen wird. Für mich heißt es also von der Zülpicher Straße in die Welt des Glitzers und Glamours einzutauchen. Ich bin nervös und versuche aus meinem Koffer das beste rauszuholen, aber letztlich ist nicht mehr als ein weißes Hemd mit einer dunkelblauen Jeans, schwarzen Boots und einem riesigen Strickmantel drin, deshalb schnappe ich mir in letzter Sekunde die Christian Dior Tasche meiner Schwester, um meinem Zara Outfit noch etwas mehr Glanz zu verleihen.

Ich verabrede mich mit Celil, einem Praktikanten von BALMAIN, der alles und jeden in der Modeindustrie kennt, von den Designern, über den Hairstylisten bis zu den Praktikanten und ich hoffe, dass er mir nicht von der Seite weicht, damit ich in diesem riesigen Zirkus nicht verloren gehe. Celil kommt mit einer halben Stunde Verspätung, da er weiß, dass die Show sich auch verspäten wird und zusammen machen wir uns auf den Weg zum „Grand Hotel“. Von weitem sehe ich eine riesige Menschentraube vor dem Hotel, es müssen an die zweihundert Journalisten, Fotografen, Blogger und Fashionvictims sein. Und plötzlich, bricht wie aus dem nichts ein Blitzlichtgewitter über uns aus, anscheinend gefällt den Fotografen mein Outfit und ich überlege mir, wie ich mich am besten hinstellen soll, als im gleichen Moment eine Limousine hinter mir hält und eine alte Frau mit Bobschnitt und einer riesigen Sonnenbrille aus dem Auto steigt. „Anna, Anna...look over here“, höre ich von allen Seiten. Ich bin verwirrt. Wer ist diese Anna? Und warum macht keiner Fotos von mir? Cecil dreht sich zu mir und sagt, dass diese Frau die wichtigste Person auf der Welt sei - Anna Wintour, Chefin der Amerikanischen Vogue. Voller Ehrfurcht trete ich zur Seite und lasse Anna durch.
Celil und ich müssen uns beeilen, denn die Show fängt gleich an, also bahnen wir uns unseren Weg durch dieses riesige, pompös dekorierte Hotel. Der Eingang des Saales wird streng überwacht und es kommen natürlich nur geladene Gäste rein. Celil geht vor, winkt mit seinem weißem Umschlag und passiert den Sicherheitsbereich. Ich versuche schnell meine Einladung rauszuholen, aber Celil ist zu schnell, also winke ich auch nur mit dem weißem Umschlag und passiere. Anscheinend interessiert sich doch keiner um die Einladung. Celil erklärt mir, dass die Empfangsdamen viel zu große Angst hätten, uns nach der Karte zu fragen, schießlich könnten wir sehr wichtige Modeexperten sein, die man lieber nicht nervt. Ich habe es also geschafft ;)

Der Saal, in dem die Show statt findet ist atemberaubend schön, meterhohe Wände mit goldenem Stuck verziert, Kronleuchter hängen von der Decke und leuchtende Teppichen hängen an den Wänden. Der Raum ist gefüllt mit Modeexperten der ganzen Welt, Anna Wintour und Grace Coddington von der Vogue, Susan Menkes vom International Herald Tribune, Anna dello Russo...und und und.
Plötzlich geht das Licht aus, rockige Musik tönt von den Lautsprechern und alle schauen zum Laufsteg als 34 Magermodels die Winterkollektion 2012/2013 präsentieren. Russian Chic ist das Thema der Kollektion und Olivier, Chefdesigner von BALMAIN, zeigt uns die edle, russische Frau von morgen.
Nach 4 Minuten und 56 Sekunden ist alles vorbei, die Gäste applaudieren und stürmen zum Ausgang, um zur nächsten Show zu fahren. Celil nimmt mich an die Hand und führt mich Backstage, wo die richtige Party zu sein scheint. Überall sind Models, Fotografen und Journalisten, sie trinken Champagner und feiern die Show. Es kommt mir so vor, als ob ich in einer anderen Welt bin.

Abends gebe ich mich als neuer Praktikant aus und schmuggle mich auf die After-Show-Party, die natürlich von BALMAIN gesponsert wird, das heißt Champagner für alle und dass die ganze Nacht lang. Als ich mich auf der Tanzfläche umdrehe sehe ich eine große, schlanke Frau, die das schönste BALMAIN Kleid der neuesten Kollektion trägt – Es ist KATY PERRY, wer sonst.


Ps. Wenn ihr auf den Link klickt und euch das Video anschaut, seht ihr mich (4.35 Min.) !!!

http://www.vogue.fr/vogue-tv/reportages/videos/le-journal-de-la-fashion-week-a-paris-episode-2/1500