05.04.2012


Wie sagt man Japo auf Kasachisch?

Ich bin jetzt seit ein Paar Wochen in Paris und fühle mich durch und durch wie ein richtiger Pariser. Ich kleide mich wie sie, ich gehe wie sie, ich lache wie sie, ich esse in den gleichen Restaurants, besuche die gleichen Bars und fahre jeden Tag mit ihnen in der Metro, aber irgendetwas an mir lässt erkennen, dass ich nicht ganz von hier bin, obwohl ich jeden Tag mein Bestes gebe. Ist es vielleicht mein deutscher Akzent, mein gutes Englisch oder eher meine riesige Vokabellücke in der französischen Sprache? Ich denke eher letzteres.
Also entscheide ich mich dafür einen Französischkurs zu besuchen, damit ich endlich als Pariser durchgehe und eventuell ist es keine schlechte Vorbereitung auf das spätere Praktikum im Krankenhaus, wo ich, ob ich es will oder nicht, mit Patienten reden soll.



 
Auf der Suche nach der richtigen Schule stolpere ich über die Seite der Alliance Francaise. Im Süden der Stadt gelegen, in der Nähe zum Jardin Luxembourg, bietet die AF verschiedene Kurse auf unterschiedlichem Niveau an und aus einem unerklärlichen Grund stuft man mich in den Kurs B2 ein, obwohl ich beim Einstufungstest versage, aber mein charmantes Lächeln holt mich dort wieder raus. Ich gehe jetzt also wieder zu Schule, dreimal die Woche vormittags und zweimal nachmittags. Ich quäle mich jeden Tag aus dem Bett, dreh mich noch zweimal um bevor ich wirklich wach bin, putze mir in letzter Minute die Zähne, um schnell in die Metro zu springen, komme wie immer zu spät und im Unterricht versuche ich nicht einzuschlafen. Das alles erinnert mich an meine Schulzeit auf dem Gymnasium, nur dass ich diesmal freiwillig hingehe und mir es wirklich Spaß macht. Nicht zuletzt aufgrund der lustigen Truppe in meinem Kurs. Da wären Doherty aus England, Mercedes aus Spanien, Anastasia aus Weißrussland, Xizuan aus China, Patrick aus den USA, Claire und David aus Kanada, Anara aus Kasachstan, Stephanie aus den Niederlanden, Julia aus der Schweiz und und und. Jeder von ihnen kommt aus einer anderen Ecke der Welt, jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen und jeder denkt anders über diese Welt, aber eines verbindet uns – die Liebe zu Paris. Unsere Lehrerin Anna ist eine sehr außergewöhnliche Frau; sie schaut einen immer fragend an, mit einem Blick, der einen durchbohrt, und sie lacht über unsere Antworten, aber sie lacht uns nicht aus, sondern erheitert sich an unseren recht komischen Formulierungen, dadurch wird der Kurs erst richtig lebendig.


Mit allen Schülern komme ich super zu recht und eine hat es mir besonders angetan. Anara. Entweder habe ich ein Faible für kasachische Mädchen oder ich wollte einfach einen Ersatz für meine beste Freundin Anita suchen, die ebenfalls aus Kasachstan kommt. Anara ist 21 und möchte Musik und Gesang in Paris studieren, was sie noch sympathischer macht und jetzt bringt sie mir noch kasachisch bei. Aber natürlich vernachlässige ich meine anderen Mitschüler nicht und gemeinsam machen wir Paris unsicher. Wie aber unterhält man sich, wenn jeder eine andere Sprache spricht und keiner so richtig französisch sprechen kann? Da hilft nur ein guter französischer Wein ;) Das lockert die Stimmung und plötzlich versteht man jede Sprache auf dieser Welt.