Wie sagt man Japo auf Kasachisch?
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Ich bin jetzt seit ein Paar Wochen in
Paris und fühle mich durch und durch wie ein richtiger Pariser. Ich
kleide mich wie sie, ich gehe wie sie, ich lache wie sie, ich esse in
den gleichen Restaurants, besuche die gleichen Bars und fahre jeden
Tag mit ihnen in der Metro, aber irgendetwas an mir lässt erkennen,
dass ich nicht ganz von hier bin, obwohl ich jeden Tag mein Bestes
gebe. Ist es vielleicht mein deutscher Akzent, mein gutes Englisch
oder eher meine riesige Vokabellücke in der französischen Sprache?
Ich denke eher letzteres.
Also entscheide ich mich dafür einen
Französischkurs zu besuchen, damit ich endlich als Pariser durchgehe
und eventuell ist es keine schlechte Vorbereitung auf das spätere
Praktikum im Krankenhaus, wo ich, ob ich es will oder nicht, mit
Patienten reden soll.
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Auf der Suche nach der richtigen Schule
stolpere ich über die Seite der Alliance Francaise. Im Süden der
Stadt gelegen, in der Nähe zum Jardin Luxembourg, bietet die AF
verschiedene Kurse auf unterschiedlichem Niveau an und aus einem
unerklärlichen Grund stuft man mich in den Kurs B2 ein, obwohl ich
beim Einstufungstest versage, aber mein charmantes Lächeln holt mich
dort wieder raus. Ich gehe jetzt also wieder zu Schule, dreimal die
Woche vormittags und zweimal nachmittags. Ich quäle mich jeden Tag
aus dem Bett, dreh mich noch zweimal um bevor ich wirklich wach bin,
putze mir in letzter Minute die Zähne, um schnell in die Metro zu
springen, komme wie immer zu spät und im Unterricht versuche ich
nicht einzuschlafen. Das alles erinnert mich an meine Schulzeit auf
dem Gymnasium, nur dass ich diesmal freiwillig hingehe und mir es
wirklich Spaß macht. Nicht zuletzt aufgrund der lustigen Truppe in
meinem Kurs. Da wären Doherty aus England, Mercedes aus Spanien,
Anastasia aus Weißrussland, Xizuan aus China, Patrick aus den USA,
Claire und David aus Kanada, Anara aus Kasachstan, Stephanie aus den
Niederlanden, Julia aus der Schweiz und und und. Jeder von ihnen
kommt aus einer anderen Ecke der Welt, jeder hat seine eigene
Geschichte zu erzählen und jeder denkt anders über diese Welt, aber
eines verbindet uns – die Liebe zu Paris. Unsere Lehrerin Anna ist
eine sehr außergewöhnliche Frau; sie schaut einen immer fragend an,
mit einem Blick, der einen durchbohrt, und sie lacht über unsere
Antworten, aber sie lacht uns nicht aus, sondern erheitert sich an
unseren recht komischen Formulierungen, dadurch wird der Kurs erst
richtig lebendig.


Mit allen Schülern komme ich super zu
recht und eine hat es mir besonders angetan. Anara. Entweder habe ich
ein Faible für kasachische Mädchen oder ich wollte einfach einen
Ersatz für meine beste Freundin Anita suchen, die ebenfalls aus
Kasachstan kommt. Anara ist 21 und möchte Musik und Gesang in Paris
studieren, was sie noch sympathischer macht und jetzt bringt sie mir
noch kasachisch bei. Aber natürlich vernachlässige ich meine
anderen Mitschüler nicht und gemeinsam machen wir Paris unsicher.
Wie aber unterhält man sich, wenn jeder eine andere Sprache spricht
und keiner so richtig französisch sprechen kann? Da hilft nur ein
guter französischer Wein ;) Das lockert die Stimmung und plötzlich
versteht man jede Sprache auf dieser Welt.